Die Bruderschaft Liemehna konnte im Herbst 2013 ihr 40-jähriges Jubiläum feiern. Es war ein großes und gut besuchtes Fest,
das intensiv an die Gründerzeit und die damaligen Förderer und Wegbegleiter erinnern konnte, von denen schon einige alt geworden oder nicht mehr unter uns sind.
1973 begann im Pfarrhaus zu Liemehna das Leben einer studentischen Wohngemeinschaft. Niemand ahnte, dass sich in diesem unscheinbaren Dorf zwischen Leipzig und Eilenburg, welches zur Kirchenprovinz Sachsen (heute Ev. Kirche in Mitteldeutschland) gehört, eine Geistliche Gemeinschaft der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens entstehen sollte, die bis heute bestehen würde:
Das Pfarrhaus mit Gelände und Nebengebäuden war zu dieser Zeit längst eine Ruine gewesen.
Schon seit den Nachkriegsjahren gab es vor Ort keinen Pfarrer mehr. Der Theologieprofessor Christoph Michael Haufe (1932-2011), Dozent am Theologischen Seminar Leipzig, unterstützte eine Gruppe von Studenten, die dort leben wollten. Haufe ist es zu verdanken, dass dieses Haus gerettet, bewohnt und geistlich belebt wurde. Die juristische Basis im sozialistischen Umfeld wurde geschaffen, indem Haus und Gelände 1973 vom Theologischen Seminar gepachtet wurden - und zwar für die Dauer von 60 Jahren. Dass die Wiedervereinigung Deutschlands in diese Zeitspanne fiel, hatte niemand voraussehen können. Seit dem Ende der Kirchlichen Hochschule Leipzig, die als Nachfolgerin des Theologischen Seminars mit der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig 1992 fusioniert war, führt die Bruderschaft Liemehna den Pachtvertrag weiter.
In einem Vortrag zum zehnten Jubiläum der Bruderschaft Liemehna von 1983 erinnerte Christoph Michael Haufe:
,,Wir hatten uns als Theologisches Seminar von dem Unternehmen folgendes versprochen:
1) Bei unserer chronischen Wohnungsnot, Buden für Studenten zu besorgen, war es dies ein willkommener Ableger. Und wir hofften, so ungefähr zehn bis fünfzehn Mann da auf Dauer installieren zu können.
2) Man hatte damals noch einen nicht vorlesungsfreien Samstag. Die Studenten fuhren längst nicht jedes Wochenende nach Hause, stöhnten aber in dem öden Leipzig und wollten gern wohin, wo's grün war. Also hätte man hier ein schönes Wochenendgelände gehabt.
3) Die Dozenten fahren mit den Studenten gern auf Rüstzeiten, es kostet viel Geld und man muss weit weg. Warum in die Feme schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.
Von diesen drei Gedanken ermannten sich die Kollegen des Kollegiums, „Ja" zu sagen und das Haus zu pachten von der provinzialsächsischen Kirche auf sechzig Jahre. Totale Nutzung, totale Unterhaltung. Und der Schwung der ersten Zeit war auch so, dass viele Studenten des Seminars mitmachten. Die erste Eintragung in diesem Buche, das angelegt wurde, ,Buch von den Arbeiten am Pfarrhaus der Kirche zu Licmehna bei seiner Wiederherstellung' lautet vom 6. April 1974: ,Sehachtarbeiten für die Klärgrube' - Sie sehen, man musste ganz elementar ran."
Liemehna, das war und ist die Baustelle. Der besonders klingende, -aus dem Sorbischen stammende Ortsname „Liemehna" mit der Bedeutung „Leute, die am Bruch wohnen", erschien 1973 wie ein Omen des Pfarrhauses. Dieses glich einem wahren Steinbruch. Seither haben Studentengenerationen und viele tatkräftige Helferinnen und Helfer das Pfarrhaus wieder aufgebaut, das Gelände gestaltet und 2014 sogar die Reste der historischen Nebengebäude in ein modernes Gästehaus verwandelt.
Liemehna, das war aus der Sicht des Theologischen Seminars in Leipzig ein Konvikt für Theologiestudenten. Das Haus wurde wie andere Häuser finanziell unterstützt. Aber schon seit Mitte der l 970er Jahre lag die Selbstverwaltung und -organisation des Hauses weitestgehend in den Händen der kleinen Studentengemeinschaft vor Ort.
Sind Sie neugierig geworden? Lesen Sie gern weitere Details über die Entwicklung unserer Gemeinschaft im Buch "Geistliche Gemeinschaften in Sachsen" von Johannes Berthold und Markus Schmidt (Hg.), Verlag Pro Business.